Byzanz, USA, Europa

Das Byzantinische Reich, über viele Jahrhunderte eine Großmacht im östlichen Mittelmeer ist im Jahre 1453 durch die Eroberung von Konstantinopel, der Hauptstadt, zugrunde gegangen. Georg Ostrogorski schreibt in seinem immer noch bedeutenden Werk „Geschichte des byzantinischen Staates“ über die Ursache des Zusammenbruchs der langsam aber stetig erfolgte. Seine Kernthesen sind Münzverschlechterung (Wertverlust der Währung im Außenhandel), Verlust des Handelsmonopols an die italienischen Stadtrepubliken, Verlust der eigenen Produktionskapazitäten und Verlust der Steuerbürger!

Was war geschehen? Die Steuerzahler, im wesentlichen freie Bauern, die auch noch die Stütze der Wehrkraft des Staates waren da im Kriegsfall verpflichtet sich bewaffnet an Sammelplätzen einzufinden, verschwanden. Sie begaben sich in Massen als „Hörige“ unter den Schutz der Großkapitalisten ihrer Zeit, den Großgrundbesitzer oder der Klöster. Grund war eine unbarmherzige Praxis der Steuereintreibung bei immer höheren Steuern. Aber weder Großgrundbesitz noch die Klöster führten ihrerseits Steuern ab.

Ohne Bauernmilizen wurden teure Söldnerheere angeworben, was den Prozess der Verarmung des Staates nur beschleunigte. So endete der letzte Überrest des Römischen Weltreiches unter dem Feuer türkischer Kanonen, die im Übrigen in Frankreich gegossen waren.

Die Geschichte zeigt uns in schöner Regelmäßigkeit Aufstieg und Fall von Kulturen, von Staatswesen die nicht selten völlig überraschend zusammenbrachen. Der letzte bemerkenswerte Fall dieser Art war der Sturz der Sowjetunion der die USA als einzige hegemoniale Macht auf unserer Erde zurückließ.

Und was geschieht nun? Die großen USA haben den Großteil ihrer Produktionskapazitäten verloren, die einstmals Hitlerdeutschland und Japan in die Knie gezwungen haben. Der Dollar leidet an einem rasanten Wertverfall und Amerika verkauft um importieren zu können Wertpapiere zweifelhaften Wertes. Die imposante Armee wird längst nicht mehr aus der Steuerkraft der amerikanischen Bürger finanziert. Die reichen Amerikaner zahlen keine oder vergleichsweise minimale Steuern und darf man dem unglücklichen Gegenkandidaten Mitt Romney bei der Wiederwahl von Barack Obama glauben, fünfzig Prozent aller (der ärmeren) Amerikaner auch nicht. Auch die Großkonzerne, voran Apple entwickeln eine Strategie der Steuervermeidung.

Offiziell haben die USA eine Arbeitslosenquote von acht Prozent. Die Realität dürfte aber eher bei fünfundzwanzig Prozent oder mehr liegen. Ein Heer von Menschen die keine Steuern zahlen, ja den Staat in irgendeiner Form Geld kosten. Dann wären noch Schwarzarbeiter, massiv unterbezahlte Arbeiter. Verschwundene Steuerzahler! Das reiche Amerika hat seine Infrastruktur zerfallen lassen. Wichtige Investitionen in die Zukunft unterbleiben.

Wie Warren Buffett klar sagt, es herrscht ein Krieg Arm gegen Reich in Amerika, den die Reichen gewinnen werden. Es läuft seit Jahren eine drastische Verminderung des Vermögens der Mittelschicht zugunsten der Reichen. Wenn dies aber so weitergeht herrschen in Amerika bald wenige steinreiche Menschen, wenn dies nicht schon der Fall ist.

Die derzeitige Politfarce, die in der Tat Amerikas Sturz in die Bedeutungslosigkeit zur Folge haben kann, ist aber nur ein Symptom der tiefgreifenden Veränderung innerhalb der USA. Die gewaltigste militärische Macht vermag nichts gegen Diejenigen, die den Staat als gewählte Repräsentanten der Bürger von innen her aushöhlen und zerstören.

Deutschland aber, was eine seltsam ähnliche Situation! Sieben Millionen Menschen in Arbeit zu Hungerlöhnen. Alles keine Steuerzahler sondern angewiesen auf staatliche Hilfe. Kaum Einzahlungen in die Sicherungssysteme. Schwarzarbeiter überall. Und wer zahlt denn die Steuern, die angeblich so reichlich sprudeln? Die mittleren Schichten der Gesellschaft und erheblich überproportional. Die Armen mit einer unverschämt hohen Mehrwertsteuer. Luxussteuer, Erbschaftssteuer alles Fehlanzeige. Auch in Deutschland wird der Mittelstand schleichend enteignet zugunsten der Superreichen. Die Tea Party sitzt zwar (noch) nicht im Parlament, aber das braucht es ja auch nicht weil die gewählten Repräsentanten der Bürger die erforderlichen Gesetzte notfalls unverständlich verklausuliert oder gar heimlich beschließen.

Diese Systematik wird nun im Rahmen der Krise auf ganz Euro-Europa übertragen, freiwillig oder erzwungen. Die schiere wirtschaftliche Macht Deutschlands, basierend auf rücksichtslosem Export und Lohndumping im Inneren, beherrscht wiederum von einer zunehmend erstarkenden Finanzoligarchie ist dabei sich die reichlichst vorhandenen Rosinen aus dem Kuchen zu picken. Südeuropa hat mehr Werte zu bieten als den Gegenwert seiner Schulden!

So also wird Europa eben auch von innen her ausgehöhlt und zerfressen. Falls es zum Fall Amerikas kommen sollte, wer kauft dann deutsche Autos? Die Chinesen? Wer auf China setzt als Importeur deutscher Waren sollte sich intensiv mit der chinesischen Geschichte beschäftigen. Der stete Wechsel der kaiserlichen Dynastien war häufig sehr überraschend, Vorläufer waren immer soziale Unruhen die in extrem grausamen Bürgerkriegen mündeten. Zwei Mal jedoch gelang die Invasion fremder Mächte, wobei aber immer die Unruhen in China selbst den Eroberern den Weg ebneten.

Amerika, Europa und Deutschland sind dabei sich als demokratisch regierte moderne Staaten zu verabschieden und haben das Potential die Weltwirtschaft zu ruinieren, alles Kapital zu vernichten. Dann wird man möglicherweise überrascht feststellten, dass Karl Marx kein Träumer und Utopist war.